Von den
Befreiungskriegen bis 1850
Im Königreich Preußen bestanden im Jahre 1809 drei
Artillerie-Brigaden (die preußische, brandenburgische und schlesische). Im Zuge
der Befreiungskriege wurden weitere Batterien aufgestellt. Diese Einheiten
wurden dann 1816 zur Bildung einer Garde- und acht Linien-Artillerie-Brigaden
herangezogen. Das entsprach der Anzahl der in Preußen bestehenden Armee-Korps.
So wurde im Jahre 1816 auch die 7. Artillerie-Brigade mit 12
Fuß-Kompanien und drei reitenden Batterien gebildet. Aus einigen dieser 15
Stammeinheiten entwickelten sich später die Batterien der westfälischen
Artillerie Regimenter.
Im Zuge der Reorganisation der Armee im Jahre 1816 wurde die
Brigaden dem Generalkommando der Artillerie unterstellt, 1820 umbenannt in
General-Inspektion der Artillerie. In den Korps-Bezirken wurden
Artillerie-Inspektionen aufgestellt.
Im Bereich des VII. Armee-Korps unterstand somit die
ursprüngliche „2. Rheinische Artillerie-Brigade“ zunächst der 3. dann der 4.
Artillerie-Inspektion. Die Artillerie-Brigade wurde ab dem 21.04.1816 als „7. Westfälische
Artillerie-Brigade“ bezeichnet. Diese Provinzialbezeichnung fiel im Jahre 1824
weg.
Die 7. Artillerie-Brigade
mit Stab in Köln gliederte sich 1819 in drei Abteilungen:
1. Abteilung in Köln mit
1.- 4. Fuß-Kompanie und 1. reitender Batterie
2. Abteilung in Koblenz mit
5. - 8. Fuß-Kompanie und 2. reitender Batterie
3. Abteilung in Köln mit
9. - 12. Fuß-Kompanie und 3. reitender Batterie
Bei den Fuß-Kompanien (im Frieden "Kompanie", nach der Mobilmachung "Batterie") waren im aktiven Zustand nur die Geschütze und der Tross bespannt, die Soldaten marschierten zu Fuß. Im Frieden war die Fuß-Artillerie nicht bespannt. Bei den reitenden Batterien war die Bedienungsmannschaft auch in Friedenszeiten beritten.
Eine erste Umgliederung erfolgte 1832:
Brigadestab und 1. Abteilung kamen nach Münster
2. Abteilung nach Düsseldorf,
3. Abteilung nach Wesel.
Einzelne Kompanien lagen in Jülich, Dortmund, Minden und
Recklinghausen.
Teile der westfälischen Artillerie wurden 1848 und 1849
mobil gemacht und in Iserlohn, Düsseldorf und Elberfeld zur Niederwerfung der
dortigen Aufstände eingesetzt. Danach folgten Einsätze im badischen Raum. Im
Jahre 1849 war lediglich die 2. reitende Batterie am Feldzug gegen Dänemark
beteiligt.
Die Umbenennung der 7. Artillerie-Brigade in 7.
Artillerie-Regiment erfolgt im Zuge der beginnenden Neugliederung der
Artillerie im Jahre 1850, die als wichtigste Maßnahme die Festungsartillerie zu
eigenen Abteilungen zusammenschloss. So wurden in Westfalen zwei
Fuß-Abteilungen, eine reitende Abteilung und eine Festungs-Abteilung gebildet.
Der Regimentsstab mit der 1. Fuß-Abteilung blieb weiterhin in Münster in
Garnison. Die Artillerie zog aus Düsseldorf und Jülich ab und die 2.
Fuß-Abteilung, die reitende Abteilung und die Festungs-Abteilung gingen in
Wesel in Garnison.
Zeit der Einigungskriege
- 1860 bis 1870/71
1859 wurde im Rahmen der Mobilmachung und unter Zusammenfassung
von nunmehr drei statt vier Batterien unter einer Abteilung die 3.
Fuß-Abteilung aufgestellt, 1860 aus Abgaben der gesamten Brigade die II.
Festungs-Abteilung.
Mit A.K.O. vom 31. Juli 1860 führte das Regiment wieder die
Bezeichnung „Westfälische
Artillerie-Brigade Nr. 7“ und setzte sich zusammen aus:
reitende Abteilung in Wesel
I. Abteilung in Münster
II. Abteilung in Wesel
III. Abteilung in Minden
I. Festungs-Abteilung in Wesel
II. Festungs-Abteilung in Cöln
Nach diesen Umbenennungen und Erweiterungen erfuhr die
Artillerie im Jahre 1864 erneut eine größere Umstrukturierung durch die Teilung
der nunmehr „7. Westfälischen Artillerie-Brigade“
in neue Regimenter, und zwar in das
Westfälische Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 7 mit
reitende Abteilung in Wesel
I. Abteilung in Münster und Wesel
II. Abteilung in Wesel und Minden
III. Abteilung in Münster und Minden
und das
Westfälische Festungs-Artillerie-Regiment
Nr. 7 mit
I. Abteilung in Wesel und Minden
II. Abteilung in Cöln
Für den Krieg gegen Dänemark 1864 wurden die 1. Fuß-Abteilung
und die reitende Abteilung mobil gemacht. Die westfälische Artillerie kam bei
Düppel und bei Alsen zum Einsatz.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das gesamte preußische
Heer mobil gemacht. Die Einsätze der westfälischen Artillerieverbände werden in
den Einzeldarstellungen aufgeführt.
Nach Beendigung des Krieges wurde 1872 die Eingliederung der
Festungsartillerie in die nun selbstständige Fußartillerie eingeleitet. Diese
schweren Artillerieverbände, die Fußartillerie, wurde aus den bisherigen, den
Divisionen zugeordneten Brigadeverbänden herausgelöst und als Korpstruppenteile
gegliedert. Somit unterstand die Fußartillerie unmittelbar den Artillerieinspektionen,
dieser wiederum direkt dem Generalinspekteur der Artillerie.
Das Fußartillerie-Regiment Nr. 7 unterstand zunächst der 4.
Artillerie-Inspektion und nach der Zusammenfassung der gesamten Fußartillerie
im Jahre 1874 zu zwei Fußartillerie-Inspektionen der 3. Fußartillerie-Brigade,
die der 2. Fußartillerie-Inspektion unterstand.
Parallel dazu wurde die Feldartillerie seit 1872 in
Korps-Artillerie und Divisions-Artillerie gegliedert. So entstand nun die 7.
Artilleriebrigade mit dem
Westfälischen Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 7 (Korps-Artillerie)
reitende Abteilung in Wesel
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Wunsdorf
Westfälischen Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 7 (Divisionsartillerie)
I. Abteilung in Minden
II. Abteilung in Münster
Wie oben beschrieben kommt zur Gesamtübersicht der
westfälischen Artillerie im Jahre 1872 noch die nun selbstständige
Festungsartillerie hinzu:
Westfälisches Festungs-Artillerie-Regiment
Nr. 7 mit
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Cöln
1874 erfolgt eine erneute Teilung in das
Feld-Feldartillerie-Regiment 22.
Die Neugliederungen und Verlegungen der westfälischen Artillerieverbände
stellten sich somit 1874 wie folgt dar:
1. Westfälisches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 7
reitende Abteilung in Osnabrück
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Wesel
2. Westfälisches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 22
I. Abteilung in Minden
II. Abteilung in Münster
Zu den selbstständigen Korpstruppenteilen gehörig:
Westfälische Festungs-Artillerie-Regiment
Nr. 7
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Cöln
Im selben Jahr erhielten alle Fußartillerie-Regimenter weiße Schulterklappen mit der Nummer des jeweiligen Armee-Korps in rot. Die Feldartillerieregimenter trugen ihre jeweilige Regimentszahl unter einer dreiflammigen Granate (sog. platzende Granate). 1899 erhielten die Schulterklappen der Feldartillerie die Korpsfarbe, für die Westfalen also hellblau (mit roten Zahlen und Symbolen).
1881 wurde die Festungsartillerie in Köln zusammengefasst.
1889 erhielt das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 7 eine neue
III. Abteilung, ebenfalls mit dem Standort Wesel. Die reitende Abteilung verlegte
nach Düsseldorf.
1897 wurde auch für das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 22 eine
III. Abteilung mit Standort Münster aufgestellt – und im Hinblick auf die
laufenden Planungen zur Heeresvermehrung ebenfalls bereits eine IV. Abteilung
mit Standort Minden.
Heeresvermehrung –
Ausbau der Artillerie vor der Jahrhundertwende bis 1914
Durch die seit den 1880er Jahren durch die preußischen
Militärs formulierten Bedrohungsszenarien und angesichts der russischen und
französischen Rüstungsanstrengungen strebte die preußische Regierung unter
Reichskanzler Otto von Bismarck eine noch umfassendere Heeresvermehrung an als
in den Vorjahren. Die Problematik der Finanzierungsfragen mit dem das
uneingeschränkte Budgetrecht innehabenden Reichstages wurden durch ein System
von wiederkehrenden Heeresvorlagen gelöst, in der alle sieben Jahre (sog.
Septennate, später 5 Jahre, sog. Quinquennate) die Heeresstärken (und deren
Finanzierung) neu festgestellt wurden.
Kriegsminister Verdy du Vernois plante schon 1889/90 eine
große Militärvorlage, mit der die Friedenspräsenz der Armee um circa 150.000
Mann aufgestockt und die Artillerietruppe ausgebaut werden sollte. Damit sollte
der Reichtag an ein langfristiges Rüstungsprogramm gebunden werden. Zwar
scheiterte dieses konkrete politische Vorhaben, in den Jahren bis 1914 wurde
die Armee aber mehrmals vergrößert.
Somit erfuhren 1899 auch die westfälischen
Artillerieverbände im Rahmen dieser Heeresvermehrungen (A.K.O. vom 25. März
1899, Friedenspräsenzgesetz von 1899) große Umgliederungen und Neuaufstellungen.
Es wurden zwei gänzlich neue Feldartillerie-Regimenter aufgestellt:
Feldartillerie-Regiment Nr. 43 aus II. und III. Abteilung
Feldartillerie-Regiment Nr. 7
Feldartillerie-Regiment Nr. 58 aus II. und III. Abteilung
Feldartillerie-Regiment Nr. 22
Friedensgliederung
der westfälischen Artillerie 1899
13. Artillerie-Brigade
2. Westfälisches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 22
I. Abteilung in Münster
II. Abteilung in Münster
Mindensches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 58
I. Abteilung in Minden
II. Abteilung in Minden
14. Artillerie-Brigade
1. Westfälisches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 7
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Düsseldorf
Clevesches Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 43
I. Abteilung in Wesel
II. Abteilung in Wesel
Mit Mobilmachung 1914 wurden Reserve-Formationen der westfälischen
Artillerie-Regimenter aufgestellt, die entsprechend der aktiven Regimenter in
Feld standen. Der Nachersatz an Mensch und Material wurde durch die in der
Heimat gebildeten Ersatz-Abteilungen bzw. -Batterien den fechtenden Regimentern
zugeführt.
Quellen:
vgl. Senger u. Etterlin, diverse Kapiel
vgl. Deutsche Militärgeschichte, Band V
vgl. Neugebauer, Handbuch der preußischen Geschichte, ab Seite 397
vgl. Westecker, ab Seite 73
vgl. Kraus, Band 2, ab Seite 697
vgl. Knötel-Sieg, ab Seite 48